Sonntag, 20. September 2009

Börsenanalysten sehen die Zukunft der Bayer AG positiv - als Pharmakonzern!

Die alte Plastiksparte – ausgegliedert in die BMS AG - hat da keinen Platz mehr, zumal, wie man aktuell ja miterleben kann, das Geschäft mit Polycarbonat und Co. viel zu zyklisch, d.h. konjunkturabhängig ist.

Man schaue sich nur die Polycarbonatproduktion in der EU an:
1,7 Mio. Tonnen in 2007 zu 1,1 Mio. Tonnen in 2008
-> 35% Rückgang in nur einem Jahr!

Das Bayermanagement ist entsprechend gefordert – der institutionelle Anleger erwartet LÖSUNGEN. Neben den satten Schutzzöllen auf Plastikimporte, die BMS bereits die Wettbewerber vom Hals halten, soll es jetzt das Abwracken der vermutlich letzten personalintensiven Anlage im Produktionsprozess bringen: Substituierung der Kohlevergasung in Krefeld-Uerdingen durch eine CO-Giftgaspipeline…

Abgerundet wird dieses Paket durch die Sozialisierung der Transportkosten und Produktionsrisiken, sprich: die betroffene Wohnbevölkerung NRWs, immerhin 180.000 Betroffene, lebt nun auf ca. 180 qkm im "Wirkbereich" des hoch toxischen Gases Kohlenmonoxid. Im Gegenzug kann Bayer dann innerhalb der BMS Werksgelände Kosten für die eigene CO-Produktion, Sicherheit und Vorsorge drastisch zurückfahren.

Die BMS-Produktion ist anschießend wahrscheinlich so "lean", dass man nur noch ab und zu eine Putzkolonne benötigt, die mal feucht durchwischt. Selbst Konjunkturzyklen regelt fürderhin der Computer ein - vollautomatisch.

Übrig bleibt ein schon lange abgetalkter Bayer Standort in Krefeld Uerdingen, runtergehungert auf kaum mal 1000 Mitarbeiter (aktuell noch ca. 1400, früher mal > 12.000): zum Wohle der Shareholder, denn eine derart schlanke BMS-Braut lässt sich mit Sicherheit leichter versilbern. Die Dankeschön-Boni für Wenning und Co. werden in diesem Fall nicht lange auf sich warten lassen, und vom Rest kauft sich Bayer bei einem schönen Pharmakonzern ein. Anschließend weiß Bayer wahrscheinlich nicht mal mehr wie „Chemie“ geschrieben wird.

Einen schicken Pharmakonzern von Weltrang wird es geben, ja, aber etwa in Leverkusen? Dormagen? Krefeld-Uerdingen? Und was macht der neue Eigentümer der Plastikkochertochter?

Folgen werden wohl die üblichen Arbeitsplatzmassaker und Lohnkürzungen - denn in den globalen chemischen Netzwerk-Clustern hängt eben alles mit allem zusammen...

Und wo bleibt NRW?

Am plausibelsten scheint: das Land erhält für seine „weitsichtige“ Industriepolitik eine ausgelutschte Industriebrache mit einschlägigen Altlasten. Und womöglich darf der Steuerzahler das dann sanieren, oder glaubt irgendjemand die „Parkverwaltung“ Currenta hätte das dazu notwendige Kleingeld?