Hans-Olaf Henkel, ehemaliger IBM Chef Deutschland und Präsident des BDI, sitzt immer noch in diversen Aufsichtsräten der Republik, so auch dem von Bayer.
In seinem jüngsten Buch mit dem Titel „DIE ABWRACKER – Wie Zocker und Politiker unsere Zukunft verspielen“ beschwert er sich unter anderem darüber, dass richtige Argumente in der Öffentlichkeit wiederholt vorgetragen, irgendwann nur noch als alte Kamellen abgetan werden, nach dem Motto „Das ist doch nichts Neues, Herr Henkel!“.
Am Beispiel von Aspirin erläutert Henkel das Problem:
Aspirin ist seit hundert Jahren erfolgreich als Schmerzmittel eingeführt. Aber ein Arzt wäre doch schlecht beraten Aspirin nur desswegen nicht mehr zu verschreiben weil es vielleicht neuere Medikamente gibt.
Das Alter ist also kein Kriterium für seine Wirksamkeit, Wahrheiten sind keiner Mode unterworfen.
Zu diesen Wahrheiten gehört auch die Erkenntnis, dass Pipelines platzen können…
Zu diesen Wahrheiten gehört auch das Wissen, dass Kohlenmonoxid schon in geringsten Konzentrationen ein für Menschen tödliches Gas ist…
Zu diesen Wahrheiten gehört auch, dass auf lange Sicht schief gehen wird was schief gehen kann…
Desshalb wäre es an der Zeit, dass Bayer/ BMS uns den BürgerInnen, die in den Siedlungen leben durch die die CO-Giftgasleitung läuft, seine Pläne darlegt, wie wir uns im Falle eines GAUs vernünftig, schnell und wirksam schützen können – zu jeder Tages- und Nachtzeit.
DENN: nicht etwa die Feuerwehr ist primär bedroht – wie die Diskussion um den Gefahrenabwehrplan vielleicht meinen läßt - sondern zunächst wir, die wir ja direkt neben der CO-Giftgasleitung leben sollen und diesen GAU-Fall überleben wollen.
Wo ist also der Gefahrenabwehrplan für uns direkt Betroffene?
In der Zwischenzeit lesen wir gerne weiter Henkel's Gedanken zur Krise: über die „schlauen“ Banker und Politiker, die uns die Finanzmarktkrise eingebrockt haben, und die Rolle der Landesbanken, die ihre Milliarden Risiken in sogenannte Conduits auslagerten, um sie nicht mit Eigenkapital sichern zu müssen… Conduits: … „wörtlich Rohrleitungen“…
Ungesicherte Risiken in Rohrleitungen auslagern? Das ist leider auch der von Henkel mit beaufsichtigten Bayer AG nicht fremd… wie sich die ganze Banker-Story Henkels ebenso gut als Bayer-Story lesen lässt, wo ein Vorstand meint, das Risiko von Kohlenmonoxid über 80 km außerhalb der Werksgelände durch Siedlungen pumpen zu müssen (über 10 km werden ja schon zwischen Dormagen und Leverkusen gepumpt).
Der einzige Unterschied: die Finanzkrise führte nicht zum Erstickungstod und Bayer/ BMS ist nicht systemisch. Nein - da ist noch ein Unterschied: die Banker, zumindest die betroffenen Landesbanker, „hatten nicht den Hauch einer Ahnung, und nicht einmal das ahnten sie“ meint Henkel. Aber die Bayer/ BMS Führung weiß dagegen genau was CO-Gas ist.
Wenn uns die CO-Giftgasleitung um die Ohren fliegt, wird nicht nur Tod und Verderben in unseren Siedlungen billigend in Kauf genommen, sondern es bedeutet vielleicht auch das Aus für den Plastikstandort NRW. Traumatisch und teuer aber wird es allemal. Und da fragt der Bürger zu Recht, ob ein so bescheidener Synergieeffekt – wie ihn die CO-Giftgasleitung im Vergleich zum Betrieb eines zusätzlichen Steam-Reformers in Uerdingen für den privaten Investor Bayer/ BMS darstellen mag – dieses Risiko in irgendeiner Form rechtfertigen kann.
Und wenn Henkel am Ende seines Buches dann die Gründung einer „Hall of Shame“ vorschlägt, um sich von den schwarzen Schafen der Wirtschaft zu distanzieren, er nennt „Arcandor-Middelhoff, Daimler-Schrempp oder VW-Piech“, dann gäbe es auch hier im Rheinland einen weiteren aussichtsreichen Kandidaten, auch wenn Henkel den sicher nicht auf seiner Liste hat.