Sonntag, 24. Januar 2010

Das Monopol und die Soziale Marktwirtschaft

BMS kontrolliert ca. 30% des Welt-Polycarbonat-Marktes. Und den teilt man sich mit einer Handvoll "Konkurrenten“: dem größten, Sabic mit 27% und noch drei/ vier kleineren Produzenten: Teijin mit 11%, Dow Chemical mit 9%, Mitsubishi mit 8%, Asahi Kasei mit 6% Anteil… an der Weltproduktion.

In Europa allerdings sind neben BMS, nur Sabic und Dow in der Polycarbonat Produktion tätig (2008er Daten, können im Internet zusammengerechnet werden oder -> ):

BMS: 570 Tausend Tonnen
Sabic: 480 Tausend Tonnen
Dow: 134 Tausend

Das ist also die Ausgangssituation: BMS kontrolliert fast 50% des Europäischen Marktes.

Betrachtet man nur Deutschland:

BMS: 300-330 Tausend Tonnen
Dow: 134 Tausend Tonnen

Wovon ca. 60% exportiert werden -> Exportstatistik 2009…

BMS hat also einen Marktanteil von >70% und lediglich einen einzigen, kleineren nationalen „Konkurrenten“. Baute man die Produktion in Krefeld-Uerdingen um die im Planergänzungsbeschluss angenommenen 20% weiter aus, könnte BMS einen Marktanteil von 75% in Deutschland realisieren.

Da kann man mit Fug und Recht von einem Quasi-Monopol sprechen, denn im Vergleich zu diesem Plastikmarkt herrscht z.B. auf den deutschen Strom- oder Gasmärkten Wettbewerb pur.

Das Problem: Monopole – wie jeder von seiner Strom- und Gasrechnung weiß – können den Preis alleine unter der Maßgabe der Gewinnmaximierung festgelegt. Konkurrenzdruck, auf den ein Unternehmen beispielsweise mit sinkenden Preisen reagieren müsste, um seine Marktanteile zu halten, schmälert nämlich den Gewinn zugunsten eines niedrigeren Preises.

Auf der Strecke bleiben also immer die Kunden des Monopolisten, die – verglichen mit einer echten Wettbewerbssituation – die überhöhten Monopolpreise zahlen müssen.

Entsprechend müsste eine erklärtermaßen der Sozialen-Marktwirtschaft verpflichteten Landespolitik im Rahmen ihrer Möglichkeiten genau hier ansetzen:

das Plastik-Kartell zerschlagen/ zumindest nicht auch noch stärken, Wettbewerb fördern, um echt Marktpreise zu ermöglichen, die EU Außenzölle auf Plastikimporte ersatzlos streichen...

Zu einer solchen sozial-marktwirtschaftlichen Politik gehört auch, dass unternehmensinterne Risiken nicht sozialisiert werden dürfen – wie dies im Fall der CO-Giftgasleitung in besonders perfider Form, will heißen, durch die Wohnquartiere von 180.000 Menschen, zugunsten der BMS-AG durchgezogen wird.

Stattdessen lassen wir es in NRW zu, dass Kartelle schamlos ihre Marktmacht ausspielen, uns ihre Spielregeln aufzwingen und uns anschließend die Zeche zahlen lassen?

Da hat der Bayer Chef Wenning sicher recht, wenn er meint, dass da die Welt sehr interessiert zuschaut… genau: wenn eine CDU/FDP-Landesregierung von seinem Plastikkartell für unternehmensinterne Ziele instrumentalisiert wird - und das ausgerechnet unter dem Vorwand der Stärkung des Wettbewerbs.