Montag, 1. März 2010

Bayer's „konzerninterner Wettbewerb“

Im Gegensatz zur Behauptung der Düsseldorfer Landesregierung, die CO-Giftgaspipeline diene dem Wohl der Allgemeinheit, spricht Werner Wenning, der Chef des Bayer Konzerns, vom „konzerninternen Wettbewerb um Investitionen“, weswegen die CO-Verbringung aus den in Leverkusen und Dormagen aufgestellten Steamreformern der Firmen Linde und Praxair hin zu den Chemiemeilern in Krefeld-Uerdingen von solcher Dringlichkeit sei.

Kampf der drei Säulen

Im Unterschied zu den alten Mitstreitern aus den Zeiten des IG Farben Monopols leistet sich Bayer bis heute noch drei verschiedene Geschäftsbereiche nebeneinander: Pillen (HealthCare), Pflanzenschutz (CropScience) und Plastik (MaterialScience). Das passt nicht unbedingt zusammen und die institutionellen Anleger, sprich die Eigentümer der Bayer AG, meinen das gelegentlich auch:

ein vergleichbares aber reines Pharmaunternehmen, wie beispielsweise Boehringer Ingelheim, erzielt leicht 4% mehr Rendite als der Bayer Konzern (2008).

Um dieses Problem vielleicht besser in den Griff zu bekommen, lässt Bayer seine drei Säulen gegeneinander antreten:

im „konzerninternen Wettbewerb“ wird der Unternehmensbereich, der die höchste Rendite erwirtschaftet, auf Kosten der schwächeren Bereiche ausgebaut.

Die erzielten Umsatzrenditen in den drei Unternehmensbereichen, beispielsweise aus 2008, verdeutlichen das Gemeinte:

so erwirtschaftete MaterialScience gerade mal eine Rendite von 6%, das erzielt ein privater Anleger etwa mit der aktuellen Griechenland-Anleihe! HealthCare aber war mit 18% und CropScience mit 17% deutlich erfolgreicher. Sie spielen in einer ganz anderen Liga – gemeinsam mit Boehringer Ingelheim.

Das Ergebnis von MaterialScience aber zieht Bayer's Konzernrendite deutlich auf 13% herunter!

Hinzu kommt, dass Plastik als der konjunkturanfälligste Bereich gilt, was institutionelle Anleger nicht unbedingt mögen, zumal es offensichtlich ist, dass dieses Problem nur mit dem Pflanzenschutz und den Pillen alleine leicht vermeidbar wäre.

Nach den Spielregeln des „konzerninternen Wettbewerbs“ heißt der Verlierer also MaterialScience und geht nach dessen innerer Logik bei der Zuteilung zukunftswichtiger Investitionen leer aus.

Die „konzerninternen Siegprämien“ gehen in die Entwicklung - beispielsweise von Jasmin® oder Betaferon® - und wofür Bayer sonst noch mit pro Jahr ca. 8% des Konzernumsatzes forschen lässt.

MaterialScience bleiben da nur noch 0,2 Mrd. EUR des 2,6 Mrd. EUR schweren Forschungsbudgets im Gesamtkonzern (2008).

MaterialScience kämpft wahrscheinlich hart. Und eine CO-Giftgasleitung ist mit Sicherheit das Billigste was geht: CO kauft man von Linde und Praxair, und das Betriebsrisiko verlagert man vor die Werkstore, wo es – Dank aufwändiger Lobbyarbeit in der Landespolitik - von der Allgemeinheit „kostenlos“ übernommen wird. Zudem kann die alte Koksvergasung eingespart werden. Das macht sich gleichzeitig auch noch gut fürs Greenwashing. Man gibt sich umweltbewusst ohne tatsächlich die Produktionskette – geschweige denn die Unternehmenskultur selbst - an modernen ökologischen Standards auszurichten.

Aber letztlich ist es ein betriebswirtschaftlich aussichtloses Unterfangen.

Denn es muss jedem klar sein: Unternehmen wie Bayer folgen nur der Logik des Erfolgs, immer auf der Spur der gewinnträchtigsten Lösung. Da wird es für die Plastiksparte eng für eine gemeinsame Zukunft unter dem Dach des Bayer Konzerns.

Und wenn es dann soweit ist, finanziert Bayer durch den Verkauf der MaterialScience die neue Bayer AG, die dann mit nur noch höchstens zwei Säulen und Taschen voller Geld für Investments in Pharma - einer besseren, ab dann konjunkturunabhängigen, Zukunft entgegenstürmt. Renditen +17% pro Jahr mit Sicherheit!