"Die Kraft in Nordrhein: Unsere Industrie. Unsere Arbeitsplätze." titelt ein Papier der IGBCE, der faktischen Hausgewerkschaft des Bayer-Konzerns, und reklamiert damit die alleinige industriepolitische Gestaltungsmacht im Rheinland. Nun, das ist für die bestens vernetzte Gewerkschaft wohl eine leichte Übung:
Mindestens elf Abgeordnete des Düsseldorfer Landtages sind Mitglieder der IGBCE, bei 181 Parlamentariern immerhin sechs Prozent. Alleine in der SPD Fraktion, die vom IGBCE Mitglied Norbert Römer angeführt wird, gehören 16% der IGBCE an. Elf Abgeordnete, die wissen was sie wollen!
Und die Gewerkschafter vom Nordrhein scheinen sehr zufrieden mit dieser direkten Art der Politikgestaltung: "IGBCE, DGB und die großen Volksparteien haben in der Vergangenheit gute, tragfähige Positionen zur Industrie- und Energiepolitik entwickelt. Nordrhein-Westfalen ist der Industriestandort im Herzen Europas - Wohlstand und Beschäftigung ... lassen sich nur auf dieser Basis sichern - für Nordrhein sind dabei unsere Branchen Chemie, Pharmazie, Energie, Kunststoff,
Bio- und Gentechnik sowie die Automobilzulieferer besonders wichtig."
Und so gehört natürlich auch die CO-Giftgasleitung zum natürlichen Macht- und Deutungsbereich der IGBCE: "Dabei ist die Vernetzung der Chemieregion und der unterschiedlichen Standorte untereinander ein ganz wesentlicher Standortvorteil und wichtig für zukünftige Investitionen und Perspektiven für die Beschäftigung."
Worin dieser Standortvorteil eigentlich liegen soll verrät uns die IGBCE ebensowenig wie die abgewählte CDU/FDP Regierung Rüttgers oder die SPD Abgeordneten, die seinerzeit die Enteignungen zum Bau der Giftgasleitung mit der Verabschiedung des RohrlGs überhaupt erst ermöglichten.
Es reichen der IGBCE in Düsseldorf offenbar ein paar Stichworte wie "Standortvorteil" und "Arbeitsplätze", um Industriepolitik für ihren Arbeitgeber Bayer erfolgreich unterstützen zu dürfen. Hinterfragt wird sowas schon lange nicht mehr. Und wem das nicht gefällt der hat eben Pech gehabt: z.B. eben mal 180.000 BürgerInnen die, IGBCE sei Dank, zu einem Leben neben Giftgasnetzwerken gezwungen werden, direkt vor Ihren Wohnungen, Arbeitsplätzen, Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern. Damit "sichert" eine hoch angesehene Arbeitnehmervertretung "im Herzen Europas" seinen Nachbarn ein Leben auf einer Zeitbombe, die das Potenzial hat, binnen Sekunden alles Leben im Umkreis von 1000 Metern auszulöschen: 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche, ad infinitum.
Stichwort: Köln Pesch - Sauerstoffpipeline in fünf Metern Tiefe angebohrt und explodiert...
Innerhalb der Werkszäune der Chemparks würde die IGBCE mit Sicherheit - und zu Recht - Alarm schlagen, wären ihre eigenen Leute einem solchen Risiko ausgesetzt: schutzlos! Denn wir Bürger haben weder CO-Warner noch Schutzmasken noch sind wir Werksangehörige von Bayer, die sich umgehend an ihre IGBCE-Vertreter wenden würden, um gegenüber der Konzernleitung mit Nachdruck auf Abhilfe zu drängen.
Wenn aber eine nur dem Konzernvorteil verpfichtete Interessensvertretung, wie die IGBCE sie darstellt, einen dermaßen weitreichenden Einfluß auf die vom ganzen Volk demokratisch gewählte Interessensvertretung ausüben kann, dass sie das Wohl der Allgemeinheit gleich im eigenen Sinne neu definiert (s. RohrlG), dann ist mehr als nur das Leben und die Gesundheit von 180.000 BürgerInnen an der Giftgasleitungstrasse in Gefahr.
Doch zu glauben, mit einer CO-Giftgasleitung eine der stärksten Wirtschaftsregionen der Welt "hohe Standards bei Sicherheit, Umweltschutz und Arbeitsplatzperspektive" zu sichern, ist einer IGBCE nicht würdig. Und mit elf Mitgliedern im Landesparlament sollten einem die übrigen BürgerInnen nicht so völlig egal sein.
"Auch die Politik ist gefordert, die Beteiligungsrechte der Polit- Profi-Verbände zu begrenzen" -> IGBCE Chef Michael Vassiliadis
DER NRW Polit-Profi-Verband IGBCE hat sich schwer verheddert - im selbst gesponnenen PRO-Pipeline-Giftgas-Netzwerk.