Montag, 1. Oktober 2007

Angst

Ich kann mich als kleiner Junge noch gut daran erinnern, als mein Vater uns, bei einem Spaziergang durch die Nachbarsiedlung, auf den dortigen Gasometer und die tödliche Gefahr, die von dort für den ganzen Stadtteil ausging, aufmerksam machte. Ich war heilfroh, als ich da wieder raus war, dass wir da nicht leben mussten. Auch kann ich von einer Familientragödie erzählen, meinen Urgroßeltern in Düsseldorf-Lohausen, die aufgrund eines defekten Ventils am Gasherd, zusammen mit einem ihrer Jungs, im Schlaf jämmerlich am CO Gas erstickten. Die Urgroßmutter starb erst zwei Wochen nach dem Unfall als Letzte, ohne noch einmal aufzuwachen. Man erzählt sich, sie hat gewartet bis ihr Mann und ihr Sohn im Himmel sind.

Solche "Geschichten" sollten in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt sein wie die Kriegsgeschichten unserer Eltern und Großeltern, über Bombennächte und Flucht, oder über unsere verwundeten, vermissten und gefallenen Großväter und Onkel in Stalingrad, Rumänien, Dänemark... Das vergisst man nicht!!!

Die Tücken des CO Gases haben im letzten Jahrhundert, bis weit in die siebziger Jahre hinein, die Menschen auf elementare Weise beängstigt und viele Opfer gefordert. Man brauchte schon das gute alte "Gottvertrauen", um das Restrisiko für akzeptabel zu halten. So war es sicher eine Befreiung und große Erleichterung, als schließlich die Gasometer abgebaut und die Gasversorgung auf das weit weniger gefährliche Erdgas umgestellt wurde - was ich zumindest für meine Familie bezeugen kann.

Und jetzt - kein halbes Jahrhundert später - soll CO wieder seinen Schrecken verbreiten dürfen indem Bayer eine CO-Pipeline durch unsere Städte verlegt? Sollen wir jetzt wieder auf Gott vertrauen, dass schon nichts Schlimmes passiert?

Daher: eine solche Pipeline darf einfach n i e m a l s und n i r g e n d s in Betrieb gehen. CO hat außerhalb von streng gesicherten Werksanlagen nichts, aber auch gar nichts zu suchen.