Dienstag, 25. November 2008

Betriebswirtschaftliche Implikationen einer werksexternen CO Havarie für die Bayer AG

Natürlich fehlt das im Gutachten des Gutachten Prof. Karl ebenfalls:

Aufgrund der geschickten Auslagerung aller möglichen negativen externen Effekte beim Betrieb der CO-Giftgaspipeline auf das Volk und seine Wirtschaft bliebe die Bayer AG im Falle eines Unfalls von den hier aufgezeigten Folgekosten zunächst freigestellt. Das übernimmt alles der Steuerzahler, wie gezeigt mit Geld und Leben...

Abhängig von der Schwere des Unfalls könnte man allerdings eine negative Rückkopplung auf die betriebswirtschaftliche Ebene des Bayer Konzern erwarten. Oder ist plausibel anzunehmen, dass eine einmal havarierte Pipeline kurzfristig wieder ans Netz geht?

Bis zu einer gewissen Opferquote ist das durchaus annehmbar, z.B. wenn es sich bei den Opfern nicht um ortsansässige Bürger handeln sollte (der arme Baggerfahrer beispielsweise, den es als Ersten erwischt). Schlecht wären Kindern unter den Opfern, die sind zwar volkswirtschaftlich günstiger, aber eher hemmend für eine schnelle Wiederaufnahme des Betriebs.

Es hängt letztlich von der gesellschaftlichen Akzeptanz eines solchen Unfalls ab, wie die betriebswirtschaftlichen Folgen für Bayer zu beziffern
wären: würden die Bürger NRWs es den Betreibern sowie der Politik abnehmen, dass es sich um einen unvermeidbaren Unfall handelte, bei dem es unabhängig vom CO zu ähnlichen Folgen gekommen wäre?

Mit einiger Sicherheit ist anzunehmen, dass die Havarie einer CO-Giftgaspipeline anders gesehen würde als die Explosion einer Gas- oder Ölpipeline mit ebenfalls verheerenden Folgen.

Werden letztere wahrscheinlich wieder ans Netz gehen müssen, mit dem richtigen oder falschen Hinweis auf die Versorgungssicherheit unserer Energiezufuhren, dürfte das bei der CO-Giftgaspipeline problematischer sein...

Und was wenn die CO-Pipeline dann wochen-, monatelang ausfällt? Wenn die alte Kohlevergasungsanlage von 1961 dann zwischenzeitlich vielleicht schon längst verschrottet wurde?

Es kann angezweifelt werden, dass Bayer das lange mitmacht, mitmachen kann. Das Eigenkapitalpolster des Konzerns ist z.Zt wenigstens nicht allzu üppig (wie es um die Bayer AG steht, wurde in der letzten Woche von der Financial Times Deutschland und jetzt auch von der Wirtschaftswoche analysiert, mehr an dieser Stelle in einem späteren Beitrag).

100% Ausfall bei der kompletten Kunststoffproduktion in Krefeld-Uerdingen – na wie sähe ein solches Szenario aus? Was sagte wohl der Gutachten Prof. Karl dazu, sollte er eine Abwärtsspirale, initiiert durch einen „Platzer“ der CO-Giftgaspipeline mit einem signifikanten „volkswirtschaftlichen Schaden“ begutachten?

„Potentiell ist durch die Initiierung einer Abwärtsspirale die gesamte Wertschöpfung am Standort Krefeld-Uerdingen bedroht“ schreibt Gutachten Prof. Karl, und „stellt langfristig die gesamte Wertschöpfung von rund 4,2 Mrd. EUR in Frage. Darüber hinaus wird der gesamte Chemiecluster in NRW negativ beeinflusst“ (S. 92).

Die „4,2 Mrd. EUR“ müssten lediglich kreativ potenziert werden, denn diese Zahl bezieht sich lediglich auf die angedrohte Rücknahme der Polycarbonat Produktion um 30% - gemessen am Status Quo.

Das betriebswirtschaftliche AUS für die Bayer Tochter BMS Deutschland wäre in diesem Szenario der Anfang vom Ende des Chemiestandortes NRW, vergleichbar mit der Rolle der IKB beim Kollaps der Finanzmärkte. Na gut, vielleicht nicht ganz so „bedeutend“ wie die IKB, aber für NRW reichte es allemal.