Täglich berichtet die RP neuerdings vom Fortschritt am Bau der CO-Giftgasleitung – überregional im Hauptteil der Zeitung: wie prima die ersten Drucktests verlaufen sind oder mit welch ausgetüftelten wissenschaftlichen Methoden jetzt am Rhein bei Duisburg nach Blindgängern gesucht wird…
Kein Wort über das nicht akzeptable Risiko, das von einer solchen fahrlässig durch Wohngebiete verlegten Leitung für tausende von Menschen – auch RP Abonnenten! - ausgeht.
Werner Wenning kann also zufrieden sein: Politik und Presse sind weitgehend auf Linie gebracht, um die Giftgasleitung notfalls auch mit einer Gesetzesänderung durchsetzen zu können. Selbst wenn die Pipeline juristisch scheitern sollte, wird in letzter Konsequenz das RohrlG neu formuliert und vom Landesparlament durchgewinkt. Alles kein Problem, beim NRW Klimaschutzgesetz kann man ja aktuell beispielhaft miterleben wie das laufen wird.
„Ich bin zuversichtlich dass die CO-Pipeline in Betrieb gehen kann“ titelt die RP dann auch ihr großes Werner Wenning Advents-Interview in der Samstagsausgabe vom 12.12.2009.
Das Interview führte Chefredakteur Sven Gösmann und die Leiterin der Wirtschaftsredaktion Antje Höning. Man stelle sich nur mal fünf Minuten lang vor, die Pipeline würde durch deren Wohnsiedlung laufen. Doch das tut sie offenbar nicht. Stattdessen denkt man sich lieber Fragen wie diese für Herrn Wenning aus:
„Verkleinerte Schutzmatten, versäumte Kampfmittel-Prüfungen – warum erklärt Bayer das nicht besser?“
Die RP Leute stehen damit ganz auf der Linie der Landregierung und ihrer Wirtschaftsministerin Christa Thoben: man kann hier machen was man will, man muss es dem Volk nur alles richtig erklären, dann versteht jeder, warum man erst jetzt, nachdem die Pipeline schon verbuddelt ist, nach Bomben sucht, und nicht vor drei Jahren, bevor die Bagger auffuhren, oder warum bei Bayer 80 cm nur 60 cm sind.
Was kümmern einen da Fragen wie: warum wurde die Leitung durch Wohngebiete verlegt? Und das trotz bestehender Alternativen über freie Felder und entlang dort verlaufender Gasleitungstrassen? Die Leitung wäre längst vergessen, fertig und in Betrieb. Wer hat da geschlampt? Wer ist verantwortlich? Will das bei der RP keiner wissen?
Oder wenn Herr Wenning erklären darf warum die CO-Giftgasleitung so überaus wichtig ist:
„Wir brauchen die Pipeline … in Uerdingen. Denn es ist doch klar, dass der Standort im konzerninternen Wettbewerb um Investitionen an Attraktivität verlieren würde…“
Konzerninterner Wettbewerb? Klar: Bayer Werk gegen Bayer Werk. Uerdingen gegen Brunsbüttel gegen Antwerpen gegen Shanghai. NRW gegen Schleswig-Holstein, Deutschland, Belgien, Europa, China, freundlich unterstützt durch die Rheinische Post und Landespolitiker, die in diesem konzerninternen Wettbewerb ein öffentliches Interesse ihrer BürgerInnen sehen wollen – oder offenbar müssen.
Da kann man froh sein, dass Bayer zur weiteren Belebung des konzerninternen Wettbewerbs nicht auch noch die kostenlose Bereitstellung von Arbeitskräften einfordert oder die steuerfinanzierte Pflichtabnahme von Plastik aus Uerdingen. Selbstverständlich verständnisvoll kommuniziert von Antje Höning und politisch umgesetzt von Christa Thoben… damit wir verstehen.
Da passt es gut ins Bild wenn auf Seite 7 der Samstagsausgabe der RP vom 19.12. dem Leser gleich unter dem täglichen Lagebericht zu den Fortschritten auf der CO-Giftgasbaustelle auch noch das „große Quiz für unsere Leser“ angeboten wird, mit Fragen vom Typ „wie alt das Sandmännchen 2009 wurde“. Natürlich mit jeweils drei Antwortmöglichkeiten…
Ihr seid doch nicht mehr zu retten!
Sei schlauer als der Staat erlaubt, das einzige Fragespiel zum Thema „CO-Giftgasleitung“, finden Sie natürlich hier noch einmal verlinkt->